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Amboina- oder Malayische Scharnierschildkröte - Cuora amboinensis |
Beschreibung | Verbreitung | Haltung | Fütterung | Vermehrung | Aufzucht | Überwinterung | Literatur | Links |
Cuora
amboniensis ist eine tropische Schildkröte, deren Haltung
einigen
Aufwand erfordert, da diese, auch auf dem Land aktive Sumpfschildkröte
große, entsprechend beheizte Aquaterrarien benötigt.
Diese
mittelgroße Sumpfschildkröte kann eine Panzerlänge von bis zu 20 cm
erreichen. Je nach Unterart und Herkunftsland ist sie hochrückig oder
flach mit langgestreckt ovalem oder rundem, grünlich-schwarzem
Rückenpanzer.
Große
Bauchpanzerplatte mit gelber Grundfarbe und mit lateralen schwarzem
Punkten/Flecken. Der Bauchpanzer besitzt ein mittleres Scharnier. Kopf
und Hals mit typischer gelblicher Zeichnung. Die Nase ist spitz. Kinn
und Halsunterseite sowie die Weichteile und Beine (soweit sie unter den
Panzer reichen) hell. Die Extremitäten nach außen (vom Panzer weg)
deutlich dunkler gefärbt. Adulte Männchen haben ein konkaves Plastron
und lange dicke Schwänze. Männchen sind zudem oft etwas größer und
massiger als die Weibchen, das betrifft vor allem auch die Köpfe.
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Cuora
amboniensis ist weit verbreitet im südöstlichen Asien
(Indien
[Andamanen und Nikobaren, Assam], Bangladesh, Burma, Thailand,
Kambodscha, Vietnam, Malaysia, östl. Indonesien, Sulawesi, Amboina,
Philippinen). Diese Schildkröte besiedelt bevorzugt Tümpel, Teiche,
Sümpfe, Sumpfgebiete, Moore, aber auch ruhigere Abschnitte in Flüssen
oder z.B. Reisfelder. Obwohl eine stark aquatische Art, ist diese
Schildkröte auch häufig an Land anzutreffen.
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Aufgrund
der klimatischen Bedingungen im Herkunftsland und dem gleichermaßen
Bedarf von Land- und Wasserteil benötigt Cuora amboniensis ganzjährig
beheizte, große Aquaterrarien.
Der
Wasserteil sollte mit Steinen, Ästen und Pflanzen gut strukturiert
sein, um den Tieren Anregungen und Abwechslung zu bieten. Zudem sind
Cuora amboniensis
schlechte Schwimmer. So bevorzugen sie es unter
Wasser herumzulaufen und benötigen zum Auftauchen meist Gegenstände an
denen sie sich abstützen können. Trotzdem sollte die Wassertiefe bei
adulten Tieren min. 30 cm betragen. Neben einem großzügig bemessenen
und bepflanzten Landteil mit dem obligatorischen Eiablageplatz muß das
Aquaterrarium Sonnenplätze an Land und über dem Wasser besitzen.
Jegliche
Bepflanzung im Wasser und an Land wird gleichzeitig als Futter, aber
auch als Klettermöglichkeit oder zum Schutz genutzt. Entsprechend
verträglich (ungiftig!) und robust müssen die ausgewählten Pflanzen
sein.
Als Bodengrund für den Landteil eignet sich mit Laub durchsetzter
feuchter Eichen- oder Buchenwaldboden. Einige Individuen graben sich
gerne für eine Weile teilweise oder komplett ein, von daher sollte die
Höhe des Bodengrundes mindestens 15-20 cm betragen. Rinde und Wurzeln
werden als Höhlen genutzt. Cuora
amboniensis ist in ihrem Verhalten
sehr unterschiedlich (ev. je nach Herkunftsland/Unterart). Einige
Weibchen verbringen oft Tage in Verstecken oder Eingegraben an Land, so
daß nur der Kopf herausschaut. Die Tiere sind sehr aufmerksam und
beobachten ihr Umgebung genau. Andere Individuen halten sich bevorzugt
im Wasser auf. Jedes Tier hat seine eigene Höhle/Versteck/geschützen
Lieblingsplatz, wo es sich überwiegend aufhält und den es nur zum
Sonnen und Fressen verläßt. Bei entsprechend viel Platz sind die
Weibchen untereinander und auch mit anderen Arten gut verträglich.
Männchen müssen einzeln gehalten werden (s.u. Vermehrung). Männchen
halten sich—außer zum Sonnen—überwiegend im Wasser auf.
Zur
technischen Standartausrüstung des Beckens gehören
Tageslicht-Leuchtstoffröhren, Wärmestrahler über den Sonnenplätzen,
Außenfilter, Heizstab, Thermometer, und Zeitschaltuhr. Wahlweise können
als Beleuchtung auch statt Tageslicht-Leuchtstoffröhre und
Wärmestrahlern entsprechend leistungsstarken HQI Strahler angebracht
werden. Allerdings sollte man bei Cuora
amboniensis das Becken nicht
voll ausleuchten und dunkle Ecken an Land und im Wasser belassen, die
die Tiere während ihrer Ruhephasen bevorzugen.
Bezüglich der
Temperaturen von Wasser und Luft sollte man sich an die klimatischen
Vorgaben im jahreszeitlichen Wechsel des Herkunftslandes (Südostasien)
halten. Auch in tropischen Gebieten gibt es eine Tag/Nachtabsenkung
sowie jahreszeitliche Unterschiede, wenn auch weniger ausgeprägt als in
gemäßigten Klimaten.
Als grobe Richtlinie gelten
Wassertemperaturen von um die 25°-28°C. Lokal unter den Sonnenplätzen
Lufttemperaturen bis zu 40°. Eine Nachtabsenkung erreicht man, wenn man
den Heizstab nachts ausschaltet. Die Schildkröten sollten nicht
ganzjährig bei gleichbleibend hohen Temperaturen gehalten werden. Für
einige Wochen oder sogar Monate sollte man kühlere Phasen bei ca.
20-24° Wassertemperatur simulieren. Die Übergänge gestaltet man
schrittweise und erhöht/reduziert die Temperatur jeweils über einen
Zeitraum von einigen Tagen.
Ich
halte meine Cuora
amboniensis von (ca.) Mitte Mai bis Ende September in
einem Gewächshausteich, wo die Lufttemperatur durch Zuschaltung einer
Heizung nicht unter 20° fallen kann. Je nach Wetter und Sonnenstunden
erwärmt sich die Lufttemperatur hier tagsüber auf über 45°C. Von Ende
September bis Mai werden die Tiere in einem großen Aquaterrarium
(340x105x120 cm) mit Wassertemperaturen von lokal bis zu 28° gehalten.
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Adulte
Cuora amboniensis
ernähren sich in freier Wildbahn überwiegend
herbivor. In Gefangenschaft nimmt die Schildkröte aber auch sehr viel
(und gerne) tierische Nahrung an. Man muß dann aufpassen, daß die Tiere
nicht zu wählerisch bezüglich pflanzlicher Nahrung werden. Gefüttert
wird ein breites Spektrum an Trockenfutter (Lundi-Pellets, bunte
Koi-Pellets, Sera Raffy P-Pellets, getrocknete Gammarus &
Fische,
Brekkies), Fisch (diverse Süßwasser-Fische, Stinte, Seelachs etc.),
Muschelfleisch, Regenwürmer, Schaben, Asseln, Schnecken, Rinderherz und
Mäuse (Babymäuse und Springer). Regenwürmer, Schaben, Asseln, und
Achatschnecken werden auch an Land erbeutet und dort gefressen. Cuora
Arten sind übrigens die einzigen Wasser- bzw. Sumpfschildkröten, die
auch an Land fressen können. Neben den im Becken vorhandenen
Wasserpflanzen wie Schilf, Wasserpest, Hornkraut, Wasserlinsen,
Wasserhyazinthe und Muschelblumen wird regelmäßig Grünfutter angeboten
(z.B. Löwenzahn, Vogelmiere, Feldsalat, Eichblattsalat, Endivie, Gurke,
Zucchini, Tomaten und gelegentlich Äpfelstücke).
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Männchen
von Cuora amboniensis
müssen aufgrund ihrer dauernden und aggressiven
Paarungsversuche (Festbeißen am Hals!) einzeln gehalten werden. Neben
den auftretenden Bißverletzungen besteht die Gefahr, das Weibchen
ertrinken, da sie aus Angst vor dem Männchen nicht zum Luftholen
auftauchen oder von diesem unter Wasser festgehalten werden. Auch die
dauerhafte Vergesellschaftung von Cuora
amboniensis Männchen mit
anderen Schildkröten funktioniert nicht. Alles was annähernd nach
Schildkröte aussieht wird angebalzt, selbst Weichschildkröten, manchmal
sogar große Fische. Für alle Beteiligten (inkl. Halter) ist dies mit
enormem Streß verbunden und die Einzelhaltung der Männchen ist dem
vorzuziehen.
Der Paarung von Cuora amboniensis
kann ein sehr interessantes Balzverhalten vorausgehen, wobei das
Männchen im Gesichtsfeld des Weibchens kreisende Bewegungen mit Hals
und Kopf ausführt. Viel öfter jedoch versucht sich das Männchen
überfall-artig im Hals des Weibchens festzubeißen. Das Weibchen wehrt
sich entweder heftig, was zu unschönen Bißverletzungen am Hals führen
kann, oder fällt in eine Art Starre und das Männchen kann Aufreiten.
Die Paarung findet nur im Wasser statt, obwohl Weibchen auch an Land
angebalzt werden.
Cuora
amboniensis scheint
sich das ganze Jahr über zu verpaaren. Ich setzte das Männchen gezielt
und nur unter Aufsicht mehrmals im Jahr zu den Weibchen. Aufgrund der
von mir vorgegeben klimatischen Bedingungen legen die Weibchen meist im
Oktober und November ihre Gelege ab, seltener auch schon mal während
unserer Sommermonate. In der Wildnis sind April bis Juni die
Haupteiablagezeiten. Jedes Weibchen produziert im Abstand von wenigen
Wochen mehrere Gelege mit 2-4 Eiern.
Die
Eier dieser Art sind extrem groß (4-5 cm lang) und hartschalig. Die
Jungtiere schlüpfen je nach Temperatur nach 65-80 Tagen. Eine hohe
Luftfeuchte scheint bei der Inkubation der Eier sehr wichtig zu sein.
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Die
Haltung der Jungtiere erfolgt wie die der erwachsenen Tiere in gut
strukturierten und bepflanzten Aquarien. Jungtiere halten sich, anders
als die erwachsenen Tiere, nur zum Sonnen an Land auf. Sie fressen in
den ersten Monaten keine oder nur selten pflanzliche Nahrung.
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Eine
wirkliche Winterruhe hält Cuora
amboniensis aufgrund der klimatischen
Vorgaben aus den Herkunftsländern (Südostasien) nicht. Trotzdem sollten
eine Tag/Nachtabsenkung sowie jahreszeitliche Unterschiede mit den
technischen Hilfsmitteln simuliert werden.
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Ernst
& Barbour (1989): Turtles of the World, Smithsonian Institution
Press (ISBN 1-56098-212-8)
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Homepage
von Nicole Klein (http://schlammschildkroeten.jimdo.com/cuora-amboniensis)
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